Bettina Fichtel WM

Bettina Fichtel krönt WM-Debüt mit Silber
Stralsund

Was für eine WM-Premiere für Bettina Fichtel: Die Friesenheimer Degenspezialistin holte bei ihrer ersten Teilnahme überhaupt die Silbermedaille mit der Mannschaft. Auch im Einzel schnitt die 50-Jährige mit Rang elf hervorragend ab.

Dass TSG-Fechterin Bettina Fichtel in Topform war, hatte sie schon bei den Qualifikationsturnieren bewiesen. Zu Jahresbeginn erst in die AK50 aufgestiegen, eroberte sie gleich die Ranglistenführung und sicherte sich als Erste einen Startplatz bei den Weltmeisterschaften. Und das „Heimspiel“ in Stralsund begann bestens.

In der Vorrunde gewann Fichtel alle Gefechte und lag mit 6:0-Siegen auf Position vier der Setzliste. Damit ergatterte sie eines der begehrten Freilose und erreichte kampflos die Runde der letzten 32. Dort traf sie auf Margarette Oniye (Großbritannien) und setzte sich 10:6 durch. Im 16er K.o. stand ihr Carole Poncelet (Frankreich) gegenüber. Fichtel musste einen schnellen 0:3-Rückstand hinnehmen und selbst in die Offensive. Doch die Französin verteidigte clever und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Am Ende stand eine 6:10-Niederlage aus Sicht von Fichtel: „Meine Gegnerin lag mir nicht. Nach den drei Handtreffern zu Beginn kam ich nicht mehr an sie heran“, sagte sie nach dem Gefecht. „Dennoch bin ich sehr zufrieden mit dem Einzel – das Starterfeld war wirklich hochkarätig besetzt, da ist Platz elf eine wirklich gute Leistung“, ergänzte sie. Neue Weltmeisterin wurde die Österreicherin Hildegard Strohmeyer.

Team kämpft sich ins Halbfinale

Mit der deutschen Mannschaft ging es für Bettina Fichtel nach zwei Tagen Pause um Medaillen. Deutschland war in einer Gruppe mit Großbritannien und USA gesetzt. Gegen die Britinnen gab es einen deutlichen 30:18-Erfolg, doch das Duell mit den Amerikanerinnen sollte Nerven kosten. Nur mit einem Sieg würde das deutsche Team direkt das Halbfinale erreichen, bei einer Niederlage entschied das Trefferverhältnis. So kam es, dass die Fechterinnen auf beiden Seiten ohne Risiko agierten. Von 5:4 ging es auf 8:8 und 11:11. Erst im vorletzten Gefecht setzten sich die USA mit einem Treffer 15:14 ab. Das Schlussgefecht bestritt Bettina Fichtel. Und sie zeigte keine Nerven. Nach mehreren Doppeltreffern glich sie zunächst zum 20:20 aus. Im „Sudden Death“ setzte sie schließlich den entscheidenden Punkt und führte ihr Team direkt ins Halbfinale. „Das hat schon Nerven gekostet“, so Fichtel.

Das Halbfinale war kaum weniger spannend, und erneut war es die Friesenheimerin, die ihrem Team das Weiterkommen bescherte. Trotz eines sehr guten Starts schmolz das Polster von fünf Treffern Vorsprung auf zwei im vorletzten Gefecht. Beim Stand von 23:21 übernahm Fichtel das letzte Gefecht, das sie nervenstark 7:4 gewann und ihr Team damit ins Finale führte. Der Gegner hieß Frankreich.

Die Französinnen legten von Anfang an gut los und gingen 5:2 in Führung. Den Vorsprung bauten sie im zweiten Gefecht auf 8:4 aus. Bis zum vorletzten Duell konnten die Deutschen noch einmal auf 18:21 verkürzen – und mit etwas mehr Glück hätte es vielleicht sogar zu Gold gereicht. Mannschaftskollegin Astrid Kircheis übernahm die Verantwortung im Finalgefecht des Finals und holte tatsächlich zwei Treffer auf. Als ihr sogar der Ausgleich gelang, schien Gold in Reichweite. Doch der Punkt wurde aufgrund eines Waffendefekts ihrer Gegnerin aberkannt. Nun lief ihr die Zeit davon, und sie musste angreifen. Drei Versuche wehrte die Französin Corinne Aubailly erfolgreich ab und sicherte ihrer Mannschaft durch den 30:26-Sieg den WM-Titel. Bettina Fichtel und ihr Team freuten sich über eine starke Leistung, die am Ende zu Silber reichte.

„Nun brauche ich aber erstmal eine Wettkampfpause“, so die TSGlerin. „In ein paar Wochen geht es für uns dann wieder mit dem Deutschlandpokal los – wird sind amtierender Meister und wollen unseren Titel natürlich verteidigen“, gibt sie sich gleich nach dem Turnier schon wieder kämpferisch. Bis dahin heißt es Ausruhen und neue Kräfte sammeln. dpla