„Ein Traum ist wahr geworden“ - Sonja Tippelt holt WM-Mannschafts-Gold

Ludwigshafen/Daytona Beach / Oktober 2023

Es ist ein ganz besonderes Jahr für Sonja Tippelt. Die Degenfechterin der TSG Friesenheim stand bei allen Qualifikationsturnieren des Deutschen Fechter-Bundes auf dem Podium und schaffte es dadurch zum ersten Mal zu einer Europameisterschaft. Mit Platz 21 im französischen Thionville qualifizierte sie sich dann auch noch für die Weltmeisterschaft – ebenfalls ihrer ersten. Bevor es in Richtung Daytona Beach, USA, losging, erreichte sie mit dem Team der TSG Friesenheim Platz zwei im deutschen Pokalfinale. Nun gab es den krönenden Saison-Abschluss: WM-Gold mit der deutschen Nationalmannschaft.

Das Ocean Center in Daytona Beach war AustrSonja 2 10 2023agungsort der diesjährigen Veteranen-WM im
Fechten. 647 Teilnehmer aus 45 Nationen waren am Start. Die 54 Jahre alte Sonja Tippelt hatte sich dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. In der Vorrunde fand sie nicht in das Turnier, und gleich ihr erstes Duell im K.o. ging gegen die Australierin Melissa Yeung im Sudden Death knapp 6:7 verloren. „Für mich war hier alles neu und aufregend. Sehr viel mehr Kontrollen, Regelungen. Auch gab es in der Halle kein natürliches Licht. Mit diesen Bedingungen kam ich anfangs nicht gut zurecht“, sagte sie am Ende des Einzel-Wettkampfs. Somit blieb ihr Platz 41.

Mit ihren Mannschaftskolleginnen Bärbel Gorius, Frauke Hohlbein, Astrid Kircheis, Carolin Marheineke und Ute Schiffmann wollte es Tippelt im Team besser machen. Immerhin war Hohlbein (EFG Essen) im Einzel der AK60 Weltmeisterin geworden. Doch es wollte nicht richtig anlaufen. 23:30 gegen die USA, 19:20 gegen Ungarn und nur ein knapper 30:27-Sieg über Australien war die magere Vorrunden-Ausbeute. Im K.o. ging es gegen Großbritannien, das ebenfalls eine neue WeltmeisterSonja 23 2023in in ihren Reihen hatte. Georgina Usher war Siegerin in der AK50 geworden und ging nun mit ihrem Team als Favorit gegen Deutschland auf die Bahn. Usher biss sich allerdings an der Heidelbergerin Marheineke die Zähne aus und unterlag im Schlussgefecht 7:9. Mit einem 28:25-Erfolg zog das deutsche Team ins Halbfinale ein.

Gegen die USA hatte die Mannschaft in Schwarz-Rot-Gold bereits in der Vorrunde klar verloren. Doch erneut überraschten die Deutschen ihren Gegner. 30:25 hieß es am Ende einer spannenden Begegnung. Finalgegner Ungarn war in der Vorrunde ebenfalls besser gewesen, und im Duell um Gold zog das Team aus Osteuropa gleich davon. 5:2, 8:6, 13:10 und 16:11 waren die Zwischenstände der ersten vier Gefechte. Dann war es Einzel-Weltmeisterin Hohlbein, die mit einem furiosen 6:0 die Wende einleitete und mit 17:16 an Marheineke übergab. Die Heidelbergerin brachte den Sieg mit 23:21 über die Zeit und sicherte ihrem Team die Goldmedaille.

„Heute ist ein Traum wahr geworden“, sagte Sonja Tippelt Stunden nach dem Finale. „Der bewegendste Moment war bei der Siegerehrung, als die Nationalhymne gespielt wurde. Ich kann es immer noch nicht glauben. Aber ich bin wirklich Weltmeisterin.“ Zum ersten Mal seit neun Jahren holte eine Damendegen-Mannschaft wieder Gold bei einer Veteranen-WM. Sonja Tippelt ist nun neben Renate Alles und Bettina Fichtel eine von drei Friesenheimerinnen, die eine Medaille auf internationalem Parkett gewinnen konnte. dpla